Gewebte Information
Der Bildteppich des 15. Jahrhunderts und die
Computertechnologie des späten 20. Jahrhunderts übermitteln beide
Informationen. Das Wort Information ist dem lateinischen Verb „informare“
entlehnt, das zum einen „benachrichtigen, Auskunft geben, lehren“ zum anderen
aber auch „eine Gestalt geben, formen“
bedeutet. So wird auch den Bildern, Texten, Daten eine Form gegeben. Das
Textile und das Digitale sind also Medien.
In der Sprache aber auch in der Herstellung bzw. Gestaltung
des Mediums finden sich weitere Parallele.
Das Wort „Textil“ kommt von dem lateinischen „textilis“ und
bedeutet „gewebt, gewirkt“. Das lateinische Wort „Textus“ heißt im
ursprünglichen Sinne „Gewebe“, von diesem leitet sich das Wort „Text“ ab.
Bei der Herstellung eines Gewebes wird aus dem
eindimensionalen Faden die zweidimensionale Textilfläche. Das Weben ist die am
häufigsten verbreitete Technik. Hier wird mit zwei Fadensystemen gearbeitet;
der Kette und dem Schuss. Während die Kettfäden senkrecht und parallel zueinander
angeordnet sind, wird waagrecht dazu der Schussfaden eingezogen, der dann über-
oder unterhalb des Kettfadens liegt. So entsteht also nach und nach ein Bild
dem ein festgelegtes Raster zugrunde liegt. Dieses Raster muss im voraus
definiert, berechnet und skizziert werden.
Für eine bildliche Darstellung
am Computer benötigt man Bits und Pixel. Das Bit stellt die kleinste
Informationseinheit dar und beschreibt einen Zustand: an oder aus, 1 oder 0,
schwarz oder weiss. Erst durch die Kettenbildung aus 1 und 0 bildet sich die
Information, es entsteht ein Datengarn.
Das Pixel ist das
kleinste Element der bildlichen Darstellung am Bildschirm. In ihnen
trägt sich das Bit mit seinen Informationen ein und versieht das Pixel mit
farblicher und räumlicher Zuordnung. Die Bildzellen ergeben durch die vertikale
und horizontale Reihung ein Raster. Durch das Zusammenspiel der einzelnen Pixel
ergibt sich das Bild.
So lässt sich das Gewebe mit einem Pixelbild vergleichen.
Beiden liegt ein festgelegtes Raster (Auflösung) zugrunde dem durch das
Bespielen mit Information, in Form von Faden oder Datenstrom, eine Gestalt
gegeben wird. Sie werden zu Medien, zu Trägern von Information.